2010-08-22

EXA II

Die Exa II war die erste Spiegelreflex, die ich als Kind in die Hand bekam und es war bis zu meiner eigenen AGFAMATIC 200 die einzige Kamera, die unsere Familie zur Verfügung hatte. Ich vermute, dass mein Vater sie ca. 1963 gekauft hat. Viele Diafilme wurden damit geknippst und viele Erinnerungen an meine frühe Kindheit hängen also mit dieser Kamera  und den damit gemachten Dias zusammen.
Die Kamera hat wirklich das nötigste, was man zum Fotografieren braucht: einen Tuchschlitzverschluss mit Zeiten von 1/2 bis 1/250 s, der beim Auslösen ein charakteristisches Geräusch macht. Der Prismensucher ist fest eingebaut und ein Schnittbildindikator hilft bei der ansonsten relativ dunklen Mattscheibe beim Scharfstellen. Der Filmtransport erfolgte mittels Schnellspannhebel, gleichzeitig zieht man dabei auch den Spiegel wieder hoch (also kein "Rückschwingspiegel"). Blitzgeräte können über Kabel angeschlossen werden, ein Zubehörschuh fehlt. Interessant aber simpel gelöst ist der automatische Abblendmechanismus. Der Auslöser der Kamera sitzt an der Frontseite links neben dem Objektiv. Die Objektive selbst bringen den Abblendhebel mit, der genau darüber zu liegen kommt, wenn das Objektiv angesetzt wird. Man drückt also einfach auf beides gleichzeitig.

An die Exa II können Objektive mit Innen- und Außenbajonett angesetzt werden. Das hier abgebildete Standardobjektiv Domiplan 50 mm f2.8 nutzt das Innenbajonett. Obwohl die Optik nur ein relativ simpler Dreilinser ist, sind die Fotos ordentlich scharf. Von der Exa II wurden von 1959 bis 1963 ca. 88700 Exemplare hergestellt. Die abgebildete Exa II (Ser.-Nr. 286748) stammt also vom Ende der Bauzeit.
Die Kamera funktioniert auch heute noch, nur der Schnellspannhebel hakt ein bisschen. Dazu gehören noch eine lederne Kameratasche, ein Teleobjektiv und kleiners Zubehör, über das ich alles später berichten werde.

Datenblatt Einsteiger KB-Spiegelreflexkamera
Objektiv Wechselobjektive mit Exakta Innen- oder Außenbajonett.
Verschluss Voll mechanischer vertikaler Tuchschlitzverschluss mit 1/2 bis 1/250 s und B. Blitzsynchronisation 1/30 s (X) bzw. 1/15 s (M).
Belichtungsmessung keine.
Fokussierung Einstellscheibe mit mit Schnittbildindikator, nicht auswechselbar.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher.
Blitz Blitzsynchronbuchse für M und X-Synchronisation.
Filmtransport Schnellspannhebel, Rückspulknopf, Bildzählwerk 1-39.
sonst. Ausstattung Abblendtaste am Objektiv möglich, ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Verschlussarretierung.
Maße, Gewicht ca. 130/96/50 mm ohne Objektiv, 650g
Batterie keine.
Baujahr 1959-1963 (88700 Exemplare).
Kaufpreis, Wert heute ca. 200 DM (? 1963), ca. 35€ (D), ca. $200 (USA)
Links Manual (english)

3 comments:

  1. Ich habe 1969 als Kind die etwas weiterentwickelte Exa 500 (u.a. 1/2 - 1/500 sec) mit dem in Ulm hergestellten Schacht Travenar 1:2,8/50 - dieses mit einer genialen visuellen Darstellung der Schärfentiefe - zu Weihnachten bekommen. Der Kaufpreis betrug damals bei Neckermann 173 DM. 7 Jahre später - ich besaß mittlerweile eine Minolta SR-T 101 - wurde mir die Kamera gestohlen. 2004 schließlich habe ich genau dieses Exemplar auf dem Frankfurter Flohmarkt wiedergefunden. Anhand bestimmter Merkmale konnte ich es eindeutig identifizieren. Allerdings war es so "siffig" und das Objektiv war in der Bajonettfassung dermaßen lose, dass ich banausenhaft auf den Kauf für 35 Euro verzichtete. Heute ärgere ich mich ein wenig darüber, denn der Zufall, der mich nach fast 3 Jahrzehnten noch einmal mit diesem Stück aus meiner Geschichte zusammenführte, ist ja fast schon ein Fingerzeig Gottes . . .

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    1. Hallo Ulrich,
      tolle Geschichte. Das ist wirklich ein Zufall! Aber 35€ für ein schlecht erhaltenes Exemplar hätte ich wohl auch nicht ausgegeben. Was ist das denn mit der genialen Schärfentiefeskale des Schacht Objektivs?
      Gruß
      Christoph

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  2. Hallo Christoph,

    unter diesem link
    http://cdn01.trixum.de/upload2/D/a/DaAzZ3RXTKiP136924112561P3959.jpg
    kannst Du Dir eine solche "interaktive" Schärfentiefenskala (hier beim 2,8/90er Travenar) ansehen: Je nach eingestellter Blende variiert die unter einer transparenten Abdeckung sichtbare rote Eingrenzung der Schärfenzone. Ein mechanischer und visueller Leckerbissen! Der dargestellte Bereich ist beim "weitwinkligeren" 50er natürlich noch etwas größer und eindrucksvoller.
    Gruß vom Rhein übern Teich
    Uli

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