2011-04-08

Peter Wilhelm Friedrich (von) Voigtländer

Heute vor 133 Jahren (1878) verstarb Friedrich Voigtländer, den man zu den Fotopionieren zählen muss. Er hat allerdings nicht wirklich etwas erfunden, sondern hatte das Glück des Tüchtigen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und die nahe liegende Geschäftsidee zu einem bedeutenden Unternehmen auszubauen: Voigtländer, der älteste Kameraproduzent der Welt. 
Sein Großvater, der Erfinder  Johann Christoph Voigtländer hatte schon 1756 in Wien eine Firma gegründet und sein Vater Johann Friedrich Voigtländer machte daraus einen optischen Betrieb. Friedrich wurde am 17. November 1812 geboren und war 1839 gerade 27 Jahre alt, als mit der Daguerreotypie das erste wirklich verfügbare fotografische Verfahren von Frankreich aus seinen Siegeszug antrat. Er kaufte 1840 für (nur) 2000 Gulden dem Mathematikprofessor Josef Petzval seine damals überragende Objektivkonstruktion ab und verbesserte sie noch ein wenig. Dieses Objektiv baute er in die erste Kamera aus Metall überhaupt ein und machte damit ein Vermögen.
Der Erfolg beruhte auf der Tatsache, dass das Petzval-Objektiv mit einer Öffnung von 1:3.6 sehr lichtstark gegenüber den damals üblichen 1:16 Objektiven war, die nebenbei auch noch schlechtere Abbildungsleistungen aufwiesen. Damit konnten die notwendigen halbstündigen Belichtungszeiten auf 10-30 Sekunden verkürzt werden und somit waren endlich auch natürlich wirkende Portraits möglich, denn solange kann man gerade noch stillhalten. Die oben abgebildete Daguerreotypie von Friedrich Voigtländer gehört mit zu den ersten damit gemachten fotografischen Portraits.


Mit dem Erfolg kam auch der Streit zwischen Voigtländer und Petzval, der nicht am Gewinn des Unternehmens beteiligt war. Voigtländer verlegte den Firmensitz unter anderem darum von Wien nach Braunschweig, wo die Firma bis 1971 Kameras und Objektive unter dem Namen z.T. sehr erfolgreich produzierte. Seit 1956 gehörte die Firma zur Carl-Zeiss-Stiftung, nach der Insolvenz 1971 übernahm der Braunschweiger Lokalrivale Rollei die Marke, doch auch hier ohne langfristigen Erfolg gegenüber der erdrückenden Kamerakonkurrenz aus Fernost. Die Marke landet am Ende bei der Ringfoto-Gruppe in Fürth, die neben Speicherkarten und anderen Kleinigkeiten für Fotoamateure hochwertige Kameras und Objektive der Marke Voigtländer vertreibt. Wie geht das? Seit 1999 hat auch Cosina in Japan Rechte am altehrwürdigen Namen erworben und baut in guter Tradition hochwertige Messsucherkameras ("BESSA") und dazugehörige Objektive. Eines der wenigen Beispiele, wo ein traditionseicher Name wieder mit guter Qualität unterfüttert wird (ein Gegenbeispiel, siehe hier). Voigtländer (alias Cosina) ist im letzten Sommer dem FourThirds Konsortium beigetreten und bietet mit dem Nokton 25mm f0.95 ein wirklich erstaunliches Objektiv für µFT-Kameras wie meine Olympus E-PL1 an. Fehlt nur noch der Auto-Fokus. Na, und damit kann man fast sagen: Lang lebe Voigtländer!

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