2011-08-31

Kodacolor II und der Prozess C-41


Diese Kleinbildpatrone fand ich in einer der Kameras, die ich für meine kleine Sammlung auf dem Flohmarkt erstanden habe. Der Film ist vermutlich vom Ende der 1970er Jahre, Kodak hatte den Kodacolor II als Nachfolger des Kodacolor-X 1972 (zunächst als 110er Patrone) auf den Markt gebracht und vermutlich bis Anfang der '80er Jahre in allen möglichen Formaten produziert. Ich habe keine Ahnung, welche Bilder noch auf dem Film zu finden sind, bzw. ob nicht schon vor mir Menschen die Kamera einfach geöffnet haben und der Film komplett verdorben ist. Ich werde jedenfalls nichts mehr in ihn investieren.
Wirklich interessant ist nicht der Film selbst, sondern die Tatsache, dass Kodak mit ihm den neuen Entwicklungsprozess C-41 eingeführt hat, den es bis heute gibt und der alle anderen Entwicklungsprozesse für Farbnegativfilme verdrängt hat. Es ist DER Standard-Prozess und es gibt bzw. gab ihn unter anderen Namen, aber mit identischen Spezifikationen auch von den anderen Fotofirmen (Fuji: CN-16, Konica: CNK-4, Agfa: AP-70, um nur die wichtigsten zu nennen).
Was aber ist und war an C-41 so besonders. Zunächst einmal ist es ein relativ simpler Prozess, der aus lediglich 4 (mit Wässern: 6) Stufen besteht: 1) Der Entwickler arbeitet wie bei Schwarz-Weiß und reduziert bevorzugt an den belichteten Stellen das Silberbromid zu fein verteiltem schwarzem Silber. Dies passiert in allen für die verschiedenen Grundfarben sensibilisierten Farbschichten. Der Entwickler (Bezeichnung CD-4, ein para-Phenylendiamin-Derivat) wird dabei oxidiert und das Oxidationsprodukt kuppelt an Ort und Stelle mit zunächst farblosen Farbkupplern: der eigentliche Farbstoff wird gebildet (siehe auch hier). In Schritt 2), dem Bleichbad wird das eben noch erzeugte Silber wieder ausgebleicht, sprich in eine farblose und lösliche Form gebracht, um dann in Schritt 3) dem Fixierbad, wie bei der Schwarzweißfotografie ganz aus dem Film entfernt zu werden. In den verschiedenen Farbschichten des Films bleiben dann an den jeweils belichteten Stellen die gebildeten Farbstoffe zurück und bilden ein negatives, komplementäres Farbbild. Der Schritt 4), ein Stabilisierbad entfern noch letzte Chemikalienreste, damit es haltbar wird.
Im Prinzip funktionierten Farbnegativprozesse auch schon vor dem C-41 so. C-41 allerdings hat den Prozess so standartisiert, dass er heute mit beliebigen Filmen in ein und der selben Weise abläuft, was die ökonomische Verwendung von Enwicklungsautomaten erst möglich gemacht hat. Außerdem war er schneller als frühere Prozesse. Die eigentliche Entwicklung läuft bei exakt 37.8°C genau 3 Minuten und 15 Sekunden, die weiteren Schritte sind toleranter gegenüber Temperatur und Zeitschwankungen und dauern zusammen auch nur ca. 20 Minuten. Genaueres erfährt man auch hier. Damit war es erstmals möglich innerhalb einer Stunde einen kompletten Film zu entwicklen, zu trocknen und maschinelle Abzüge zu ziehen.
Die erhöhte Prozesstemperatur brauchte eine verbesserte, höher schmelzende Emulsion und damit musste mit dem Prozess ein neuer Film her: Der Kodacolor II. Weitere Verbesserungen wie eine dünnere orange Maske, verbesserte Auflösung etc. wurden natürlich auch eingebaut und waren Voraussetzung für das neue kleine Neagtivformat 110 ("Pocketfilm"). Manche Leute haben behauptet, dass erst mit dem Kodacolor II Kodak einen Film auf dem Markt hatte, der bessere Bilder ergab als der Agfacolor. Agfa und die anderen zogen dann technologisch Ende der 70er Jahre nach und C-41 wurde schließlich Weltstandard. 

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