2012-06-27

King Regula Sprinty C 300

Fast zufällig stolperte ich neulich bei ebay über diese Kamera. Bei einem Startgebot von nur US$ 3.99 und US$ 7 Versandkosten konnte ich nicht widerstehen und habe Sekunden vor dem Auktionsende das erste (und letzte) Gebot abgegeben und das Ding war meins. Als es dann ein paar Tage später bei mir war, konnte ich den 1A Zustand bewundern und war auch sonst angetan vom funktionellen Design dieser Einfachkamera made in Germany. 

Kein Leder, sondern nur geprägtes Plastik. Trotzdem macht die dadurch sehr leichte Kamera nicht einen billigen Eindruck.
Von der Firma King KG (später Regula-Werke King & Bauser GmbH) kannte ich nur die Regula Blitzgeräte. Dass sie mit knapp 5 mio gebauten Kameras zu den erfolgreichsten deutschen Kameraproduzenten der Nachkriegszeit gehören habe ich erst durch Recherchen zu diesem Beitrag erfahren. Funktionelles aber einfaches Design, regelmäßige Updates der Modellpalette, viel Plastik (ohne wirklich billig zu wirken) und günstige Preise am Markt trugen wohl dazu bei, dass King sich länger als andere deutsche Wettbewerber im Konkurrenzkampf mit den Japanern behaupten konnte. Ein missglückter Ausflug ins High-End SLR Geschäft Anfang der 70er (King verlor einen Patentstreit mit Leitz und musste Strafe zahlen) und das Setzen auf das Disk-Format Anfang der 80er führten 1984 zum Konkurs der Firma. Schade eigentlich.  
Funktionelles Design und Einstellhilfen auch für Fotografie-Laien garantieren gute Fotos.
Die Regula Sprinty Serie gehört aber sicherlich zu King's Erfolgsmodellen. Gebaut von 1963 bis zum Ende der 70er Jahre kamen fast jährlich in Nuancen verbesserte Modelle herraus, so dass es am Ende 9 verschiedene Modelle waren, die auch unter anderen Namen leicht modifiziert verkauft wurden. Meist gab es parallel ein Modell mit und eines ohne eingebauten (ungekuppelten) Belichtungsmesser zu kaufen. Das Modell C 300 hier kam 1971 auf den Markt und war bis auf den fehlenden Belichtngsmesser technisch auf dem Höhepunkt der Entwicklung der Serie. Später kamen nur noch ein Sockel für Blitzwürfel hinzu. 
Das Objektiv der Kameras war ein 45 mm f/2.8 von ISCO in Göttingen, vermutlich ein Dreilinser mit allerdings vergüteten Linsen, was ordentliche Bilder verspricht. Das interessanteste Merkmal ist aber der Rectamat Zentralverschluss, der gleichzeitig (rechteckige) Blende ist. Blende und Verschlusszeit sind nicht unabhängig voneinander einstellbar und können in Gruppen ausgewählt werden (siehe Foto). Eine wirklich praktikable Lösung, die vermutlich später ähnlich auch in vielen vollautomatischen Kameras verbaut wurde. 


Meine Tochter war auch gleich ganz verliebt in die Kamera und hat mich (relativ schnell) überredet, einen Film damit zu verschießen. Trotz abgelaufenen Haltbarkeitsdatum auf dem Fuji Superia X-Tra 400 Film haben die Ergebnisse unsere Erwartungen übertroffen. Alle 36 Bilder sind etwas geworden, trotz Entfernung und Belichtung schätzen. Einige sogar sehr gut, wie das Bild oben beweist. Im Netz wird die Regula Sprinty C 300 als Kamera für die Lomografie verwendet, dafür ist sie aber fast schon zu gut!

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