2013-02-14

Rollfilm 620

1932 wollte Kodak mal wieder den Marketing-Hebel ansetzen, auch wenn das wohl damals noch nicht so genannt wurde. Man brachte eine Reihe neuer und (damals) moderner Kameras und einen dazugehörigen "neuen" Rollfilm 620 auf den Markt. Die Unterschiede zum existierenden Rollfilm 120 waren nur ein paar Millimeter hier und da (siehe unten), aber so gravierend, dass der alte Rollfilm - insbesondere  der von Wettbewerbern - nicht mehr in die neuen Kameras passte. Da der neue ein bisschen kleiner war, konnte man ihn aber in vielen der alten 120er Kameras verwenden. Kodak stellte konsequenterweise alle Kameras auf den neuen Film um, die erste war die Kodak Six-20 Faltbalgenkamera, die letzte angeblich die Brownie Reflex 20, die bis 1966 gebaut wurde. Am Ende hat bekanntlich der 120er Rollfilm überlebt, vielleicht hat ja doch der Wettbewerb und der Verbraucher noch ein Wörtchen mitzureden.
Rollfilmtyp 620 wird seit 1995 nicht mehr produziert, man kann ihn aber noch kaufen. Wie ist das möglich? Ganz einfach: Rollfilm 620 ist ein Rollfilm 120 auf einer engeren Spule und die heute zum Verkauf stehenden Rollen wurden umgespult auf historische 620er Spulen. Man kann das auch selbst machen, wie dieses Video zeigt.

Von links nach rechts: 620er Spule aus Metall (vermutlich von Kodak, 60er Jahre?),
120er mit Holzkern (Agfa oder Geveart, 50er Jahre), 120er Spule aus Metall (Kodak, USA),
moderne 120er Plastikspule.
Auf diesem "Gruppenbild mit Dame" fehlt noch der Typ 117, der ältere Vorläufer zum 620 mit dünnem Kragen wie ein 620er aber dickem Kern wie ein 120er. Hier zum Vergleich die technischen Daten der Spulen, alle verwenden sie 61.5mm breiten Rollfilm, der bei 120 und 620 76 cm lang ist und somit 12 Bilder im Format 6x6 (eigentlich 56mm x 56mm) erlaubt. Der 117er Film war nur halb so lang.
  • 117: 62.74 mm Breite, 22.2 mm Kragen, 11.9 mm Kern (Kodak 1900 -1949)
  • 620: 62.69 mm Breite, 23.0 mm Kragen, 7.1 mm Kern (Kodak 1932 - 1995)
  • 120: 62.64 mm Breite, 25.2 mm Kragen, 11.9 mm Kern (Kodak 1901 - heute)
Es gab noch eine Ganze Reihe anderer Rollfilmformate, ich habe in meiner Sammlung noch Nr. 116 (1899 - 1984) und Nr. 127 (1912 - heute). Die gesamte Liste gibt's hier. Meine leere 620er Spule war in meiner Original Rolleiflex, die ursprünglich für den 117er gebaut wurde. Ich habe mich also auf die Suche nach Film gemacht, und den Verichrome Pan oben in einer Six-20 Brownie Junior gefunden. Kamera plus Film und zwei Spulen für nur 5$, mehr über die Kamera demnächst.

2 Kommentare:

  1. Ist Kodak nach 1966 später wieder zum 120er zurückgekehrt? Oder stellte die Firma danach keine Kameras für Rollfilm mehr her?

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    1. Ich bin mir nicht sicher, ob sie danach nicht noch Kameras für den 120er gebaut haben. Neue herausgebracht haben sie aber meines Wissens nicht mehr. Kodak hat sich in den 60ern ganz auf die neuen Formate wie die Instamatic Kassete (126er) konzentriert und hier auch neue Kameras gebracht. Siehe http://knippsen.blogspot.com/2011/06/kodak-instamatic-104.html. Rollfilm war für den Massenmarkt ab da out... Der 120er hat hauptsächlich wegen der professionellen Fotografie überlebt, da er dank des größeren Kerns eine bessere Planlage hat als der 620er.

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