2014-12-26

Lytro Review (Teil 5 - Living Pictures auseinander genommen)

 Lytro-Tiefenkarte (stack.depthmap.png, 328x328 Pixel)
Wenn es darum geht der Lytro unter die Haube zu schauen kann ich nur die Website von Jan Kucera empfehlen (The Lytro Meltdown), der die Kamera(s) nicht nur physikalisch auseinander genommen hat, sondern auch viele Einsichten in die verwendeten Dateiformate und andere eigentlich verborgene Dinge liefert. Allerdings hat sich insbesondere mit dem Erscheinen der Lytro Illum einiges an den Dateiformaten etc. geändert, was er in seinem Vorwort auch anmerkt und ich auch beim Vergleich bemerkt habe. Trotzdem ist es DIE Quelle, wenn es um Details geht. Ich werde hier nicht alles wiederholen, sondern nur mit meine eigenen Beobachtungen ergänzen.
Der Lytro raw-file hat eine Größe von 16.1 MB (3280x3280 Pixel, 12 Bit) und enthält per Definition alle wesentlichen Bildinformationen. Alle? Nein eben nicht, und das wird bei der Analyse der Dateistruktur relativ deutlich. Das Microlinsenraster vor dem Sensor (bestehend aus ca. 130.000 Linsen) sitzt wohl bei jeder Kamera an einer etwas anderen Stelle, was ein nachträgliches Rekalibrieren per Software notwendig macht. Circa 1 GB an Daten gehen für Kalibrierdateien etc. drauf, was den 8GB internen Speicher entsprechend schmälert.  Nach Jan Kucera werden diese Daten sogar auf den Computer übertragen, das konnte ich allerdings nicht nachvollziehen. Ggf. hat Lytro hier was bei den letzten Versionen geändert.
Überträgt man dann die Bilder, so werden diese von Lytro Desktop lichtfeldtechnisch durchgerechnet und landen in einer Bilddatenbank, softwaretechnisch verpackt in Lytro-Bibliothek.lytrolibrary, zu finden im Bilderordner. Die Software bläst dabei die 16.1 MB Rohdaten auf ca. 50 MB auf (ja, für jedes einzelne Bild mit einer Auflösung von 1134x1134 Pixeln !). Der Großteil dieser Daten findet sich in der Datei stack.preadjust.lfp, hier handelt es sich vermutlich um das durchgerechnete Lichtfeldbild mit mehreren Schärfeebenen, etc. Die restlichen Dateien sind dagegen klein und enthalten JPG Vorschaubildchen und Animations- und Ansicht-Informationen im JSON-Format.


Wie gesagt, das ist alles gut verpackt und der normale Anwender soll gar nicht merken, welchen Datenfriedhof er da anlegt. Bei mir kamen bei nur 45 Lytro-Bildern insgesamt 2.3 GB zusammen. Aber das ist noch nicht alles! Lytro Desktop erlaubt den Export verschiedener Datenformate (z.B. simple JPGs oder TIFFs), aber auch als Living Picture zum Weitergeben. Dabei wird nicht eine Datei pro Bild geschrieben, sondern ein ganzer Order mit dem Namen des Bildes angelegt, der immer folgendes enthält und dabei 72 MB groß ist:

Als erstes fällt stack.depthmap.png auf, die Tiefenkarte des jeweiligen Bildes (s.o.), welche in einer Auflösung von 328x328 Pixeln (ungefähr die Anzahl der Mikrolinsen!) mittels 7 verschiedener Graustufen die Gegenstände des Bildes anhand ihrer Entfernung zur Kamera klassifiziert. Dann gibt es 7 TIFF-files, die interessanterweise alle gleich scharf sind, allerdings durch unterschiedliche Perspektiven die 3D-Informationen enthalten. Zusätzliche Info wird stack.lfp gespeichert, sodass die Lytro-Wolke oder ein anderes Lytro Desktop wieder ein Living picture zusammenrechnen kann.
Gegen die Verwendung von TIFF-Dateien ist eigentlich nichts einzuwenden, sind sie doch ein äußerst flexibler Container. Man hätte z.B. alle 7 Ebenen in einer einzigen TIFF Datei und noch dazu mit Kompression verwenden können, sogar die Tiefenkarte hätte als weitere Seite hinein gepasst. Nein, jede TIFF-Datei auf unserem Stack hat 10.3 MB, u.a. weil jedes Pixel mit 16 Bit Farbtiefe abgelegt wurde.
Fazit: Wieder eine Enttäuschung hier. Der Resourcenverbrauch ist wirklich unangemessen. Auch wenn ich nicht alles verstehe, bin ich fest überzeugt, dass Lytro bei weitem nicht ihr Potential für weitere Optimierungen ausgeschöpft hat. Wie soll das weitergehen, wenn neue Generationen (wie die Illum) noch größere Datenmengen verarbeiten und speichern müssen? Als erstes muss eine ordentlich und angemessene Komprimierung her. Ich bin überzeugt, dass bei der gegebenen Bildqualität eine Dateigröße von sagen wir 1-2 MB ohne Verlust möglich ist. Das würde nicht nur Platz sparen, sondern auch bei der Geschwindigkeit helfen.
Weiter geht's mit den anderen Teilen meines Reviews:

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